Ich sehe allerdings keinen Grund zum Bashing darin, dass Google Kontakte am liebsten über die Cloud synchronisiert. Dem Endnutzer bringt der geräteübergreifende Abgleich aus meiner Sicht nur Vorteile.
Wenn jemand lieber gänzlich ohne Google leben möchte (und davon gibt es hier doch einige), sollte sie/er sich m. E. aber kein Android-Smartphone zulegen.
Und ich wiederhole mich an dieser Stelle gern: Ohne Googles (sicher nicht uneigennütziges) Engagement bei und Investitionen in Android und sein Ökosystem würde es ein Projekt wie Fairphone nicht geben.
Dass Daten eines Nutzers auf Computern gespeichert werden, über die der Nutzer nicht die Kontrolle hat, ist kein Vorteil, sondern ein wohl abzuwägendes Risiko.
Das ist kein Google-Problem und kein Android-Problem, das ist ein generelles Problem des Konzepts “Cloud”. Darin einfach “nur Vorteile” zu sehen wird der Sache nicht gerecht, gerade angesichts dessen, dass sich die meisten Gerätenutzer und die meisten Entscheider in Unternehmen darüber viel zu wenig Gedanken machen.
Manchen ist das Risiko reichlich egal, manche nehmen es nach Abwägung in Kauf, und manche möchten das einfach möglichst vermeiden.
Die Keule ist in dem Zusammenhang einfach nur billig.
Was nimmt man denn bitte sonst? Bei Android kann man wenigstens über Möglichkeiten diskutieren und einiges umsetzen … von daher würde ich durchaus zustimmen, dass Google oft ein bisschen zu pauschal gebasht wird.
Aber sonst? Auf welchen Geräten läuft UBports alltagstauglich? Auf wievielen Geräten läuft Sailfish mit Support? Das Librem 5 startet gerade erst.
Das ist momentan alles noch ein wenig dünn, also kann man doch praxistauglicherweise alle Möglichkeiten der Android-Plattform nutzen, ohne sich gleich “dann nimm’ halt kein Android” anhören zu müssen.
Selbstverständlich. Ich finde nur mancherlei Bestrebungen hier etwas absurd, ein Telefon mit erklärtermaßen Google-Betriebssystem und -Anwendungen dann möglichst komplett google-frei zu bekommen.
Dass Daten eines Nutzers auf Computern gespeichert werden, über die der Nutzer nicht die Kontrolle hat, ist kein Vorteil, sondern ein wohl abzuwägendes Risiko.
Was das wohl abzuwägende Risiko angeht, bin ich ganz bei Dir. Ich fände es deswegen auch allgemein zielführender, hier im Forum mehr über sinnvolle datensparsame Einstellungen für Google-Dienste zu schreiben - und damit meine ich nicht dich persönlich, weil du üblicherweise fein differenzierst - als darüber, wie man möglichst viele Services von Google auf dem Telefon deinstalliert oder deaktiviert (und sich damit dann u. U. Sicherheitslücken oder Fehler einhandelt).
Dann mach mal einen Vorschlag. Ich bin auf der Suche nach einem Dual-Sim Smartphone ohne Android. Es sollte kein chinesisches/amerikanisches Telefon, die ihre Daten genauso wie Google weiterleiten, sein.
Librem ist kein Dual-Sim, Shift hat noch kein Google-freies OS. Jolla und Windows produzieren keine Smartphones mehr und Sony habe ich mit Sailfish nicht als Dual-Sim gefunden.
Dann kommt noch der faire Aspekt dazu.
Es mag gerade in diesem Forum hier eine Rolle spielen, dass viele Nutzer hier genau das in der Hand haben und täglich problemlos nutzen … ein Telefon (Fairphone 2) mit entweder Fairphone Open OS oder LineageOS.
Das ist jeweils immer noch Android von Google, aber zumindest ohne vorinstallierte Google Apps und Dienste.
Das funktioniert, und in manchen Belangen (z.B. Akkuverbrauch) sogar meist besser.
Und jetzt stellt man eben den gleichen Anspruch an das Fairphone 3, das möchte diese Möglichkeit dann bitte doch auch bieten (ok, auf dem Fairphone 3 wohl eher nicht wegen Akkuverbrauch, der Akku hält ja wirklich lange).
Und solange kein Fairphone Open OS oder LineageOS dafür verfügbar ist, solange wird ausgelotet, was mit dem Standard-OS möglich ist.
Kann man absurd finden, muss man aber nicht. Vom Fairphone 2 ausgehend gesehen ist es einfach logisch.
Datensparsamkeit ist immer gut.
Woher bei einem entgoogleten Android Sicherheitslücken kommen sollen, solange das Android selbst Sicherheitsupdates erhält, erschließt sich mir nicht ganz.
Fehler durch Entfernen wichtiger Sachen gibt’s eigentlich nur beim Entgooglen des Standard-OS, das erledigt sich von selbst, wenn Fairphone Open OS und/oder LineageOS kommen.
@AnotherElk ich bin völlig deiner Meinung. @teezeh ich versteh um ehrlich zu sein nicht, was das Problem ist. Android ist nicht von G00gle, G00gle treibt nur die Entwicklung des AOSP maßgeblich voran, aber wie das OS ja schon sagt, ist Android selbst Open Source. Dementsprechend darf es jeder so anpassen, wie er/sie möchte. Wenn du deine Daten gerne über G00gle sicherst und synchronisierst, hält dich keiner davon ab. Ich finds zwar nicht gut, aber es ist deine Entscheidung (die Tatsache, dass du eigentlich alle Leute, die du in deinen Kontakten gespeichert hast, um Erlaubnis fragen musst, bevor du sie über G00gle synchronisieren darfst, lass ich bewusst weg).
Umgekehrt gibt es aber auch Leute wie mich, die etwas Benutzerfreundlichkeit opfern, um kein Monopol zu unterstützen.
Was ich im Endeffekt sagen möchte: Was andere Leute in dem Bezug machen, kann dir doch egal sein. Triff deine Entscheidungen, wie du sie für richtig hältst, aber respektier auch die von anderen Leuten.
Du sagst im ersten Post, dass G00gle zu verwenden aus deiner Sicht nur Vorteile bringt, stempelst die Sichtweisen anderer aber als unsinnig, absurd und nicht zielführend ab, ohne dich damit zu beschäftigen, wieso Leute wie @AnotherElk und ich G00gle nicht mögen und sagst stattdessen nur “dann kauf dir halt kein Smartphone, Dummkopf”. Wie komm ich dazu, mir das anzuhören.
Um mal ein wenig die Schärfe hier rauszunehmen, die, glaube ich, nicht nötig ist …
Ich glaube, wir können uns alle darauf einigen, dass wir alle mit unseren Telefonen machen können, was wir wollen, und auch Meinungen darüber äußern dürfen.
Ich glaube, es gibt hier eigentlich weniger Meinungsverschiedenheiten als es scheint.
Mit dem Fairphone 3 kommen gerade neue Leute hier dazu. Alle herzlich willkommen.
Für diejenigen von uns, die schon mit Fairphone 1 und/oder 2 unterwegs waren, ist es bei entsprechendem Interesse halbwegs normal, dass Android sehr gut ohne viel Google geht, und dass das auch einfach umzusetzen ist.
(Vorausgesetzt, ich habe das bezüglich Fairphone 1 bisher richtig verstanden, ich kam erst mit dem Fairphone 2 dazu.)
Das ist jedoch im Android-Lager schon nicht selbstverständlich, und nicht jeder neue Fairphone 3-Besitzer hat vorher überhaupt Android gehabt. Apple ist ja noch restriktiver.
Ich sehe hier eher etwas Erklärungsbedarf, dass wir hier im Fairphone-Forum bezüglich Android mit möglichst wenig Google nicht über irgendetwas techno-esoterisches mit haufenweise Schwierigkeiten und Unsicherheiten reden, wie man es vielleicht bei manchen anderen Herstellern erleben kann, sondern über etwas, was bisher bei Fairphone ganz einfach war und schlicht und ergreifend funktioniert hat.
Das muss man ja erstmal wissen.
Wer lesen kann, ist im Vorteil. Ich habe mich nicht generell zur Verwendung von Google geäußert, sondern mich ganz konkret auf den Cloud-Abgleich der Kontakte bezogen. Ich habe auch nichts und niemanden abgestempelt, sondern lediglich ein subjektives Befremden geäußert - das ist ein Unterschied. Last, but not least habe ich dich weder direkt noch indirekt als Dummkopf bezeichnet noch dir irgendwie nahegelegt, dir kein Smartphone zu kaufen. Komm mal wieder runter.
Das Fairphone 1 hatte von Haus aus (also werksseitig) keine Google Services/Apps installiert. Fairphone hat sich einfach die Lizenzgebühren nicht leisten wollen/können, bzw. wollte vielleicht auch nicht die (vermutlich recht restriktive) CTS (Compatibility Test Suite) bestehen.
Ich habe mein FP3 im Oktober bestellt und Anfang Dezember erhalten. Als zu diesem Zeitpunkt noch immer kein FP Open OS, geschweige denn LineageOS verfügbar war, stand ich vor der Entscheidung, mich den Google Privatsphäre-Bedingungen zu unterwerfen oder das FP3 nicht in Betrieb nehmen zu können. (Das geht echt nicht, wenn man nicht “accept” drückt.) Wenn ich militanter Datenschützer wäre, wäre das FP3 erst einmal in der Lade gelandet (paradox bei der Mission von Fairphone… ). Da hätte ich mir gleich ein gebrauchtes Samsung Galaxy kaufen und LineageOS installieren können. Ich habe dann aber entschieden, dass ich die Rechte von Menschen und Umwelt über meine eigene Privatsphäre stelle. Mit dem FP3 kann ich besser die Mission von Fairphone unterstützen und verbreiten, als mit meinem kaputten FP1, über das ich mich fast nur mehr geärgert hab, oder mit einem gebrauchten Samsung.
Ich bin hier (wie Andere auch schon) nicht Deiner Meinung. Einen solchen Ansatz hat z.B. auch das Projekt /e/ (das es - bisher - wie auch LineageOS leider noch nicht für FP3 gibt). Und ich finde es sehr sinnvoll, AOSP (wie von @Stanzi erwähnt, Open Source) als Basis zu verwenden und gleichzeitig keine Daten an Google zu senden.
Ich finde alternative Betriebssysteme auf AOSP-Basis großartig. Habe selbst lange ein Galaxy S3 mit CyanogenMod betrieben (und es später noch meiner Schwester überlassen).
Es mangelt bei solchen Projekten aber halt oft an Ressourcen - und sie setzen beim Nutzer ein technisches Verständnis voraus, das weit überdurchschnittlich ist. Was wiederum dazu führt, dass sie zumeist in Nischen verbleiben. Womit sich dann die Katze in den Ressourcenschwanz beißt.
Wenn aber Fairphone Open, LineageOS oder /e/ für das FP3 kommen, schaue ich mir die auf jeden Fall an und steige auch um bei Gefallen. Nur weil mir manche Google-Dienste wirklich gut gefallen (ich leist mir zum Beispiel privat die G Suite, u. a. weil ich Gmail werbefrei will), bin ich noch lange kein Fanboi.
Ich möchte dir diesen Artikel (auf Englisch) empfehlen:
Der erklärt einen wesentlichen Aspekt sehr gut, der dazu führt, dass viele in dieser Community Android von Google befreien möchten.
Außerdem hat dieses Buch meine Sichtweise sehr geprägt:
Hier wird klar, warum profitgesteuerte, kapitalistische Monopole wie FAMAG schlecht für die Gesellschaft sind.
Vielleicht ist auch diese Fiktion interessant: https://www.zero-das-buch.de/zero.php Sie erzählt von Menschen, die sich von Algorithmen beeinflussen lassen und von Verfolgung derer, die die Beeinflussung aufdecken wollen. Die Story ist zwar fiktiv, aber nicht unrealistisch. All diese Entwicklungen sind heutzutage schon technisch möglich.
Danke für die Lektüretipps. Den Artikel aus “Ars” kannte ich, er bringt das Gebaren von Google in der Tat gut auf den Punkt.
Rushkoff ist mir teils zu einseitig und polemisch, auch wenn er viele wichtige Punkte aufzeigt. Er beantwortet aus meiner Sicht auch nicht zufriedenstellend die Frage, was denn die Alternative zu den großen Plattformen sein sollte.
Ich revanchiere mich mit “Data for the People” von Andreas Weigend:
wir kennen uns glaube ich aus dem Fachjournalismus, und danke für die Unterstützung!
Aus der Sicht manches Endanwenders magst Du hinsichtlich der Cloud als Zwischenspeichermedium recht haben, aus der Sicht von Green IT ganz bestimmt nicht. Warum soll ich zig Rechenzentren, Switchsysteme etc. damit beschäftigen, wenn ich drei Kontakte von meinem Smartphone auf dem Schreibtisch auf den Laptop auf dem Schreibtisch leiten möchte? Das dient einzig allein der Aufblähung des Internets, der Umsatzsteigerung der IT-Infrastrukturlieferanten („Unglaubliche Datenmassen….blablabla“) und der Machtanreicherung von Google durch Datenernte. Das brauche ich alles absolut nicht.
Aber immerhin habe ich jetzt geschafft, die Bilder irgendwie auch ohne das Internet auf den PC zu exportieren.
Doch das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten: Plötzlich (und unabhängig von diesem Vorgang, zwischendurch hat es schon funktioniert) kann ich nix mehr auf Speicherkarte speichern, obwohl die als Speichermedium in der Kamera-App vorgegeben ist. Quer über den Auslöseknopf steht: Kein Zugriff auf Speicherkarte.
Auf jeden Fall danke ich Dir für die Vermittlung der Google-Anleitung, die werde ich mir gründlich ansehen, vielleicht hilft es.
Auf die Gefahr hin, dass es Off-Topic wird, aber der Satz ist mir zu unsachlich.
Ja, das Thema Ressourcen-/Stromverbrauch durch das Internet ist nicht von der Hand zu weisen. Aber die paar Kontakte und Termine, die man so in die Cloud synchronisiert, spielen fast gar keine Rolle.
Dort wird auch eine Studie - PDF verlinkt, in der es heißt
Und am Ende vielleicht auch nochmal kurz on-topic: mit der Cloud hätte man dann i.d.R. auch gleich ne Backup-Strategie. Außer Fotos und dem Chat-Verlauf von Whatsapp + Threema hab ich nichts auf dem Handy, das ich sichern müsste.
Zudem “Cloud” ja auch nicht zwingend irgendeiner der “bösen” Anbieter heißen muss. “Die Cloud” kann ja auch selbst betrieben auf nem RasPi aufm Schreibtisch laufen.
Zudem glaube ich, dass uns ein sinnvoller Umgang mit digitalen Daten komplett abgeht. Wenn jemand den Briefkasten aufmacht, dann greift er oder sie rein, sieht mit einem Blick was relevant ist und was nicht (das Meiste) und schmeißt letzteren Anteil in die Tonne. Werbung wird konsequent abbestellt.
In den digitalen Netzen liefert sie jedoch in einen hohen zweistelligen Anteil der Datenverkehre, für die teure, fehleranfällige und alle paar Jahre erneuerungsbedürftige Infrastrukturen aufgebaut werden. Ein weiterer großer Anteil entfällt auf Porno, und wie viel auf die multiple Sicherung irgendwelcher Katzenvideos verwendet wird, die vielleicht im Leben niemand mehr anguckt, wurde wohl noch nie vermessen.
Wir behandeln eben jeden digitalen Fitzel, egal, welcher Qualität, als wäre er ein Heiligtum und tun so, als wäre das komplett ressourcenneutral, was schlicht falsch ist. Freuen tut das als erstes die Infrastrukturfirmen und natürlich die Internet-Riesen, die den Wahn fleißig befeuern. Mit green hat das allerdings gar nichts zu tun, was nicht heißt, dass ich den Nutzen digitaler Technologie negiere. Wie wir sie heute verwenden, ist aber wohl kaum zukunftsfähig. Regulierung und ein Preis, der die realen Kosten internalisiert, tun dringend not.