🇩🇪 Kritischer Bericht eines Schweizer Magazins über die Firma Fairphone

Puh, viele Stränge.

Im ersten Artikel: “So funktionieren auch Initiativen wie Fairtrade Gold, Fairtrade Orangensaft oder Ökostrom.” Genau, so funktionieren Massenbilanzmodelle, die einer insgesamt “schlechten” Welt etwas verbessern wollen. Ich bekomme kein einziges Elektron zu sehen, das aus den von mir finanzierten Windkraftanlagen angeschubst wird, aber trotzdem verbessert mein Ökostrom-Vertrag die Gesamtbilanz. Bis wir gesetzliche Regelungen haben, die Ausbeutung verbieten (s.u.), ist das der einzige Weg, glaube ich.

Weiter im Artikel: " Wie bitte kann mein Fairphone fairer sein als ein normales Samsung oder iPhone, wenn das Zinn aus denselben Schmelzen stammt?"

Das ist ja nun Blödsinn (ist also wirklich nur ein Blog und kein journalistisches Magazin): Das faire Zinn kommt aus den Minen, und wird in den Schmelzen mit anderem Zinn gemischt. Das ist doch gerade oben erklärt worden, aber bis hier schon wieder vergessen???

Im zweiten Artikel finden sich ein paar Verweise. Ich habe testhalber zweimal geklickt:

  • “Auch die Untersuchung eines zivilgesellschaftlichen Dachverbandes dokumentiert menschenrechtliche Vergehen wie Körperverletzung” lädt bei mir nicht.
  • “Ein daraufhin von Alphamin in Auftrag gegebener Gegenbericht” ist lesbar und beurteilt die Minengesellschaft halbwegs positiv.

Das ist richtig, aber zusätzlich zum eigenen Verbauch (Ökostom, Faiphone, Radfahren, … es gibt schon viele Optionen) muß man auch am System arbeiten - durch Wahlen. Unglücklicherweise ist ein Großteil der Wähler immer noch der Meinung, Ausbeutung sei gut (weil bequem?): Die FDP hat in Deutschland gerade wieder Regierungsmacht erhalten und wird für wertefreien “Freihandel” (heißt der deswegen so?) sorgen.

Wir müssen an beiden Ecken arbeiten: Zeigen wir, daß ein ethisch motivierter Verbrauch ein gutes Leben erlaubt und wir dabei fröhlich sein können (Radeln durch den Sonnenaufgang ist auch im Winter besser als im Auto-Stau zu stehen, wirklich!), aber reden wir auch mit Famile, Freunden und Bekannten darüber, daß die Wahlergebnisse anders werden müssen!

Grüße von
nobi

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Ohne mich groß in die Diskussion einbringen zu wollen (da ich eben auch denke, dass Schwarz/Weiß-Schuldzuweisungen ein wenig progressiver Ansatz sind), lade ich hier der Vollständigkeit halber trotzdem die angesprochene Untersuchung hoch, weil es eventuell von Interesse sein könnte:
Rapport_Enquete_Deguerpissement_ALPHAMIN_2017.pdf (951.3 KB)

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Natürlich muss man Missstände aufzeigen und diese auch disktutieren. Aber um eine Änderung herbeizuführen braucht es Öffentlichkeit und die entsteht da draußen in der echten Welt, wo Das Lamm versucht sie zu finden.

Wir sind im Fairphone Forum, die meisten Menschen hier müssen nicht mehr davon überzeugt werden, dass etwas schief läuft in der Welt. Dazu kommt, dass keiner/e hier an den relevanten Hebeln sitzt um Einfluss auf Fairphone zu nehmen, das ist eine Echokammer hier was das angeht.

Mir ging es in meiner Aussage nicht um still sein und den Kopf einziehen, Diskussionen sind wichtig und müssen geführt werden.
Aber ab einem gewissen Punkt binden sie oft nur noch Ressourcen von Menschen, die sowieso schon auf der gleichen Seite stehen. Deswegen kann…

…auch einfach bedeuten, dass manche die Diskussion gemutet haben und an anderer Stelle weiterkämpfen, so wie ich jetzt auch.

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Kann es hier eigentlich jemals einen Konsens geben?
Auch dann wenn der Thread noch bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter geführt wird?
:wink:

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Aus meiner Sicht ist das, was Fairphone sowie auch einige andere Firmen machen, auf
Nachhaltigkeit zu schauen und der Versuch, der nachkommenden Generation noch etwas zu
lassen, ein guter Weg.

Das diese handvoll Firmen und dazu gehörigen Nutzer die Welt nicht verändern werden,
sollte jedem klar sein.
Aber in den letzten Jahren kommt dieses Thema mehr und mehr auf und evtl. wird dieses
auch an die jüngere Generation weiter gegeben, dass es falsch ist, Raubbau an der Natur
zu auszuüben, nur weil es dann billiger wird. Weniger zu besitzen und für mehr Qualität und
Nachhaltigkeit bereit zu sein mehr Geld auszugeben, ist ein Weg der letztendlich allen
zu Gute kommt.
Aber der Kapitalismus ist eben auch die falsche Umgebung dafür.
Da muss es generell und das weltweit eine Veränderung geben. Alleine, dass ein einzelner
Mensch Milliarden von Dollar oder Euro beitzen kann ist schon sehr krank. Diese Gier und
Möglichkeit, sich soviel (unaufhaltsame) Macht anzuhäufen, hat schon vieles erschwert oder
gar unmöglich gemacht. Letztendlich ist das der Grund allen Übels. Die unaufhaltsame
Gier nach einem dicken Konto und viel Besitz.

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Konstruktives Handeln und Sachlichkeit sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine zielführende Diskussion.
Danke dafür.

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Das ist ja nun Blödsinn, denn auf diese Weise kann jede Menge unfaires Zinn untergemischt werden - purer Etikettenschwindel, und teurer ist es auch noch.

(cynism)
Aber macht nix, das meiste haben ja die Bergarbeiter selber bezahlt.
(/cynism)

Zum “zivilgesellschaftlichen Dachverband” (SOCIÉTÉ CIVILE/FORCES VIVES DU NORD-KIVU
GROUPE THÉMATIQUE MINES/Ressources naturelles) gehören auch diverse NGOs, u.a. das Obeservatoire de la Société Civile pour les minerals de Paix, das Centre de Recherche sur les Ressources Naturelles, Dynamique Femmes et Mines und nicht zuletzt die Caritas.
Aus dem Résumé exécutif:

Es ist anzumerken, dass diese Räumung unter Verletzung des rechtlichen Verfahrens und der Menschenrechte durchgeführt wurde. Dadurch wurden Tausende von Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt. Die Folgen sind in verschiedener Hinsicht spürbar: sozial, wirtschaftlich, humanitär und sicherheitspolitisch.

Aber mir wirds jetzt hier auch zu “trollig” und wenig ziehlführend und habe da wohl ein anderes Verständnis von sachlich und konstruktiv

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Unvergessbar das 1/10 im Reparierbarkeitsindex der Ohrhörer

Zum Thema: Elektronik/Maschinenbau ist nicht Ökologisch und menschlich “Fair” machbar, da Mineral- und Erzabbau Lebensräume zerstört. Fairphone versucht es jetzt und hier am besten zu machen. Das das Beste nun nicht gut ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber eine schrittweise Verbesserung ist hier das Ziel.

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Nein.
In unserer deutschsprachigen Dauernörglerkultur gibt es immer mehr oder weniger gewichtige “Argumente”.
Es entwickelt sich eine Kultur, die weg von der eigentlichen Sinnhaftigkeit einer Verbesserung zu einer unendlich andauernden Diskussion um Nichtigkeiten anhält, statt die erreichten Erfolge Wert zu schätzen und zukunfts- und lösungsorientiert weiter Produkt und Prozesse zu entwickeln.
Die Diskussion bindet damit Kapazitäten, die anders deutlich besser Anwendung finden könnten; deshalb habe ich den Artikel dieses Blogs auch nicht gelesen - Zeitverschwendung, wenn man weiß, und das unterstelle ich Fairphone, wo und wie man weiter machen möchte um Verbesserung zu erreichen.

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Dochdoch, man kann schon ändern - auf all diese Geräte verzichten… Und sonst, weil ja eh alles zu blöd ist, dann bleibt Ihr halt bei Euren iPhones usw. wie die grosse grosse Mehrheit (wie viele Bekannte habt Ihr, die ein Fairphone oder SHIFTphone haben?).

Fairphone versucht seit vielen Jahren, etwas Licht in diese ganze Geschichte zu bringen, aber sie ist halt ingottesnamen keine Marktmacht… Aber bekommt doch etwas Aufmerksamkeit für ein paar wichtige Fragen, die sich in diesem ganzen Prozess stellen. Und das, finde ich, ist es wert zu unterstützen.

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Es hat mich ein bisschen gewundert, wie sehr die Realität und die Selbstdarstellung von Fairphone anscheinend voneinander abweichen und daher würde gerne eure Einschätzung hören.

Meine 2 cent: Die Artikelserie fand ich insofern schwach und sogar etwas suggestiv, dass sie im 2.+3. Absatz die 30 Mineralien und 4 Versprechen “was fairphone anders macht” herausstreicht – aber danach (etwas zugespitzt formuliert) fast nur noch das Zinn betrachtet und von der Fairness des Zinns auf die Fairness von fairphone extrapoliert. Ja, es ist IMHO lobenswert am konkreten Beispiel des Zinns in die Tiefe zu recherchieren und zu hinterfragen, wie aussagekräftig Zertifikate sind, wie es den Arbeitern geht, wie es um die Nachbarschaft der Minen steht, usw. und Verbesserungsbedarf aufzuzeigen. Nein, fast nur das Zinn zu betrachten reicht nicht für eine Beurteilung ob fairphone insgesamt [nicht] besser ist als andere Hersteller, weil ein Handy nunmal kein Klotz Zinn ist, sondern wesentlich facettenreicher ist (weitere Rohstoffe, Arbeitsbedingungen bei Montage & Logistik & Support, Reparierbarkeit, Software,…).

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Bitte um Stellungnahme:

Fairphones Zinnlieferkette:

Different but same
Mit Rohstoffen aus verantwortungsvollem Bergbau soll sich das Fairphone vom Rest der Elektronikbranche unterscheiden. Doch stimmt das wirklich?

Stellungnahme von wem? Wenn Du Fairphone meinst dann bitte Fairphone kontaktieren, dies hier ist ein User Forum. Annsonten einfach mal hoch scrollen und lesen bzgl Stellungnahmen von anderen Usern.

Und weil Zahlen oft mehr sagen als Worte auch hier noch mal der Vergleich wo Fairphone steht und gegen was sie ankämpfen (aus diesem Artikel)

Seit der Produktvorstellung des ersten Fairphones (2013) wurden gerade mal 400.000 Geräte verkauft. Zum Vergleich: 2020 gab es bereits mehr als eine Milliarde aktiver iPhones, Apple will in diesem Jahr weitere 300 Millionen Geräte verkaufen. Fairphone hat im Jahr 2020 einen Nettogewinn von 2,8 Mio. € erzielt – Apple hat für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Nettogewinn von 94,7 Mrd. US-$ die eigenen Rekorde gebrochen. Für fast 50 % verantwortlich: das iPhone. Der Nettogewinn von Samsung stieg 2021 um 51,1 % auf 39,91 Billionen Won (33,2 Mrd. US-$).

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